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Die geheimen Botschaften der LiebeDr. Monika Wogrolly

Die geheimen Botschaften der Liebe | 13.12.2019

„SABOTIERT MELISSA IHR GLÜCK?“

Die Situation:

Noch nie war Melissa, 51, so bereit für die Liebe: Sie hat nach 30 Jahren Ehe mit Erich Schluss gemacht. Ihr lustloser Ex-Mann ist „entsorgt“. Die gemeinsame Tochter, 16, lebt für ein Semester in Australien. Und Melissa ist seit der Scheidung voller Tatendrang: Sie sucht zeitgemäß über Dating-Apps. Nutzt jede freie Minute, um auf Tinder und Par­ship Mister Right zu sondieren. Einziger Haken daran: Sie sammelt ebenso viele Dates wie Körbe. Denn: Wann immer ihr ein Kandidat zusagt, geschieht etwas, was den Märchenprinzen vor ihr zurückschrecken lässt. Beispiele hierfür sind so bunt wie ihr Christbaumbehang: Sie macht sich vor dem ersten Date viel jünger und tritt dann weiterhin unter ihrem Nicknamen auf, sie spricht viel zu viel und schimpft über ihren Ex-Mann, sie ist fordernd und drängt auf Verbindlichkeit …

Das Fazit:

Auch wenn sie vom Kopf her überzeugt ist, reif, ja überreif für eine erfüllende Partnerschaft zu sein, wäre Melissa zunächst gut beraten, sich nicht in romantischen Idealbildern der Leidenschaft zu verrennen. Sie idealisiert vollkommen unbekannte Männer, die sie auf Tinder entdeckt. Und verbockt bei der ersten Begegnung jede Chance, nicht nur auf Beziehung – sondern auch schon auf ein zweites Date, indem sie unerwünschte Botschaften der Unzufriedenheit aussendet: Melissa spricht von ihrer unbefriedigten Sehnsucht, zeigt Katzenjammer und zieht im Gespräch die Mundwinkel nach unten, anstatt Interesse am Gegenüber und Lebensfreude und Selbstbewusstsein zu zeigen. Sie wertet ihren geschiedenen Mann als Loser ab, macht sich über seine Potenzprobleme lustig und ist in der Opferrolle. Sie macht ihrem Dating-Partner unglaubwürdige Komplimente, lässt sich sofort auf Sex ein und drängt auf gemeinsame Pläne, indem sie konkrete Anspielungen macht, in der Art: „Jetzt hast du hoffentlich keine Angst bekommen, dass ich dich unbedingt heiraten will?“ Auch nimmt sie den schlechten Ausgang eines Dates vorweg und sagt, „nun gewiss alle Chancen verspielt zu haben“. Aus Angst vor Ablehnung sabotiert sie sich gleich selbst. Was meint die Paartherapeutin? Prof. Dr. Wogrolly: Was Melissa nicht gern hört, sollte ihr von ihrer Psychotherapeutin schonend beigebracht werden: Sie leidet womöglich an einer „agitierten (überaktiven) Depression“, nachdem sie ruhelos nach dem Traummann sucht – anstatt erst mal nach der Scheidung „runterzukommen“, sich Zeit zu geben für sich selbst. Sie fährt ihr Selbstwertgefühl mit ihrem Verhalten gleichsam an die Wand. Ganz wichtig nach einer Trennung: Zeit für sich schaffen und gestalten. Sich in einer Psychotherapie ebenso wie während eines Wellness­aufenthalts für die Seele intensiv, aber nicht verkrampft mit sich selbst beschäftigen, Wünsche erkennen, sich Gefühle erlauben und sich mit der neuen Situation als Single anfreunden, anstatt sofort nach der optimalen Nachbesetzung des Ex-Partners zu streben. Ihr Unterbewusstsein sabotiert den kopfgesteuerten Plan, den eigenen Gefühlen auszuweichen. Melissa muss erst zu sich finden, ehe sie Mister Right finden kann.


Dr. Monika Wogrolly ist Philosophin, Psychotherapeutin, Paartherapeutin und Sexualtherapeutin. Was sie in ihrem Berufsalltag in Klinik und Praxis erfährt, ist Basis ihrer Beratungen, Coachings und Therapien. Zuletzt erschien ihr Buch „Die Beziehungsformel. Endlich glücklich lieben“ (Verlag Ueberreuter Sachbuch).

Haben Sie auch eine Frage an Dr. Monika Wogrolly zum großen Geheimnis der Liebe? Schicken Sie eine Mail an [email protected]