Lifestyle | 06.10.2015
"Ich weiß jetzt, wie sehr ich am Leben hänge"
Keine Tabus
Bruskrebs darf kein Tabu mehr sein, betonen sie. Drei Frauen berichten offen und ehrlich, wie es ihnen im Kampf gegen die Krankheit geht, wie sie lernten, ihr Leben neu zu ordnen und was ihnen Kraft und Mut gibt. Hier stellen wir die großartige Claudia Altmann-Pospischek aus Wiener Neustadt vor; weitere Berichte zum Pink Ribbon-Monat findest du in unserem Oktober-Heft in deiner Trafik bzw. online in den kommenden Wochen.
Der Krebs darf nicht immer mit
Wenn sie in den Keller geht, wo sich die England-Liebhaberin einen zauberhaften Rückzugsort im viktorianischen Stil eingerichtet hat, darf der Krebs nicht mit. Wie im gemeinsamen Wohnzimmer von Sherlock Holmes und Mary Poppins ist es dort. Und sie gibt dem Krebs auch keine Starterlaubnis, wenn sie mit dem Flieger abhebt. „Wenn ich verreise, versuche ich die Krankheit in Österreich zu lassen “, sagt Claudia Altmann-Pospischek, 40.
Sie solle ihren Krebs als eine chronische Erkrankung annehmen, haben ihr die Ärzte im Sommer gesagt. Wenngleich ihre Augen sich mit Tränen füllen, sagt sie das frei von jeglichem Zynismus. Im Gegenteil: Sie möchte ihre Onkologen Doz. Dr. Rupert Bartsch vom AKH und Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Köstler vom Spital vom LKH Wiener Neustadt gerne namentlich erwähnt haben. „Das sind kompetente, motivierende und herzliche Ärzte.“
Die Wiener Neustädterin leidet unter einer seltenen Form von Brustkrebs. Der Schock folgte nach der Entfernung des Tumors: Es wurden Absiedelungen in der Leber entdeckt. Es folgten Chemo-, Strahlen- und Hormontherapie und eine weitere OP. Doch der Krebs hatte bereits weiter gestreut. „Es gibt keine Heilungschance für mich. Man kann den Krebs nur stabil halten“, sagt sie.
"Be happy, think positive"
Und trotz allem: Sie trägt zum Interview ein Shirt, auf dem steht „Be happy, think positive“ – und sie wünscht sich einen positiven Bericht. Einen, der auch junge Frauen dazu animieren soll, regelmäßig eine Mammografie durchführen zu lassen. „Früherkennung ist so wichtig.“
Der Krebs hat vieles verändert; viele Beziehungen seien aber auch intensiver geworden. „Mein Mann ist mein Fels in der Brandung, er ist bei sämtlichen Untersuchungen dabei. Er ist noch fürsorglicher geworden“, sagt sie. „Es ist eine richtige Welle der Liebenswürdigkeit über mich geschwappt.“ Durch ihre Familie, durch ihre Freunde. Mit viel Feingefühl und Rücksichtnahme begegne man ihr auch in ihrem geliebten Job, im Pressebüro des Bürgermeisters von Wr. Neustadt. „Ich konnte auf 20 Stunden reduzieren und kann und will so weit es geht, ein normales Leben führen“, betont sie. Um Kraft zu tanken, tauscht sie sich gerne mit Psychoonkologin Gabriela Mausser von der Krebshilfe aus, zudem hat sie sich ein „alternatives Paket“ geschnürt: aus TCM, Reiki, Shiatsu und bewusster Ernährung.
Es freut sie, gefragt zu werden, wie es ihr geht. „Das zeigt Anteilnahme“, erklärt sie. „Und ich kann und will über meine Krankheit reden. Wenn ich zulasse, dass mich die Leute alles fragen können, werden Barrieren abgebaut.“
Der Krebs habe ihren Blickwinkel verändert: „Ich weiß jetzt, wie sehr ich am Leben hänge.“ Über Falten grübelt sie jedenfalls nicht, sagt Claudia Altmann-Pospischek mit einem Augenzwinkern. „Ich sage zu meinen Freundinnen: Mädels, seid froh, dass ihr gesund 40 werdet!“
Infos: www.krebshilfe-noe.at