Lifestyle | 18.01.2019
Die Stars am Schlagerhimmel
Sie singen über das Leben und die Liebe, entführen in ihren Liedern in eine andere, „heile“ Welt, rufen Emotionen hervor und lassen ihre Fans für einen kurzen Moment die Alltagssorgen vergessen: Schlagerstars und Interpreten der volkstümlichen Musik. „Gefragt sind die Geschichten, die das Leben schreibt. Die Liebe in all ihren Facetten ist das zentrale Thema. Die Liebe bewegt uns und bestimmt zum großen Teil unseren Gemütszustand und ist aus dem Grund immer irgendwie aktuell“, so Nik P.
Und das Geschäft mit der Liebe boomt. 80 bis 100 Auftritte absolviert Nik P., der rund zwei Millionen Platten in seiner Karriere verkauft hat, pro Jahr. Mit „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ landete der Kärntner seinen bislang größten Hit. Die Single verkaufte sich über eine Million Mal, wurde zehnfach mit Gold und dem „Echo-Musikpreis“ 2007 ausgezeichnet. Der Singer-Songwriter durfte sich weiters über die „Krone der Volksmusik“ und zahlreiche Gold- und Platinauszeichnungen freuen. Mit Hits wie „Gloria“ oder „Geboren um dich zu lieben“ oder „Berlin“ begeisterte Nik P., der 2017 sein 20-Jahr-Bühnenjubiläum feierte, ein Millionenpublikum. Damit zählt er zu den erfolgreichsten Stars aus Kärnten am Schlagerhimmel.
Erfolgreich. Mit sechs Millionen verkauften Tonträgern zählt das Nockalmquintett, das sich Mitte 2018 in „Nockis“ umbenannt hat, mit Frontmann Gottfried Würcher zu den absoluten Überfliegern. „Zu rund 80 jährlichen Auftrittenen kommen noch diePromotiontermine in Fernsehen & Co. hinzu“, sagt Würcher. Auch die Nockis besingen in 14 Titeln pro Jahr auf einer CD die Liebe. Das perfekte Lied: „Eine gute, logische Melodie und ein verständlicher Text, wo es Kopfkino gibt“, ist Würcher überzeugt. Der Riesenerfolg gibt ihm Recht: 39 Mal Gold, 16 Mal Platin, zwei Mal Doppel-Platin und der Amadeus Austrian Music Award 2018 sind nur einige der unzähligen Auszeichnungen, die die Nockis schon entgegennehmen durften.
So offen sich die Stars in ihren Hits geben, wenn es ums Geld geht, herrscht eisiges Schweigen. „Verdienen wollen alle daran. Plattenlabels, Management, Komponisten und natürlich die Interpreten selbst“, weiß Sepp Schreder. Der Event- und Musikreiseveranstalter ist mit seinen „ACR Reisen“ seit mehr als einem Vierteljahrhundert im Geschäft und gilt als Branchen-Insider. „In erster Linie verdienen die Plattenlabels. Nicht nur durch den Plattenverkauf selbst, auch mit Werbeverträgen und vielem mehr wird Geld gemacht. Downloadanbieter profitieren ebenso, was im Endeffekt wieder der Plattenfirma zugute kommt“, so Schreder.
Schlagerstern Melissa Naschenweng punktet aktuell mit mehr als zehn Millionen YouTube-Klicks für ihre Hits „Net mit mir“, „Die ganze Nacht“ und „Gott ist a Dirndl“. Ihr Album „Kunterbunt“ steht kurz davor mit der „Goldenen Schallplatte“ ausgezeichnet zu werden. Alle eineinhalb Jahre erscheint ein Album mit zwölf bis 14 Songs. „Bei meinen Fans steht das Thema Bergbauernleben hoch im Kurs“, sagt Naschenweng. Das und mehr besingt die Kärntnerin in ihrem neuen Album „Wirbelwind“, das am 11. Jänner 2019 erscheint. Naschenweng, die privat gern Musik von Taylor Swift hört, schwört bei ihren Liedern auf Feedback: „Man merkt am besten, welches Lied funktioniert, wenn man live das Feedback von den Leuten bekommt! Man weiß nie, was mit einem Song passiert, aber eine Melodie, die man Stunden nach dem Konzert noch immer im Ohr hört, guter Rhythmus und interessanter, aber nicht zu komplizierter Text müssen dabei sein.“ Und mit rund 160 Auftritten pro Jahr hat Naschenweng ausreichend Möglichkeit, die Reaktionen ihrer Fans live vor Ort zu testen.
„Die Künstler selbst verdienen am meisten durch Live-Auftritte“, erklärt Sepp Schreder. Antworten, wie viel ein solcher kostet, gab es auf MONAT-Anfrage seitens der einzelnen Managements nicht. Kolportiert wird für die Nockis eine Zahl im fünfstelligen Bereich. Vor einigen Jahren trat die Gruppe ab 10.000 Euro auf, ein Auftritt von Nik P. war ab ca. 7.000 Euro zu haben.
Event. Der nächste große Live-Auftritt steht für die Nockis und Nik P. gemeinsam mit DJ Ötzi und weiteren Schlagergrößen beim Winter-Open-Air am 18. (Generalprobe) und 19. Jänner in Bad Kleinkirchheim an. Dabei sind auch die Gemeinde, Hotellerie und Gastronomie der gesamten Region Nutznießer des Events: „Durch die Live-Fersehübertragung wird ein Millionenpublikum erreicht. Im Winter gibt´s im Vorfeld die Winter-Musi-Skiwoche. Insgesamt verzeichnen wir durch die Veranstaltung 2.000 bis 3.000 zusätzliche Nächtigungen“, freut sich Bad Kleinkirchheims Bürgermeister Matthias Krenn. Die Musi-Fans sind für ihn „Hardcore-Fans“, die bei jedem Wetter dabei sind. ORF-Moderator Arnulf Prasch präsentiert das Schlager-Spektakel seit 1995. Stefanie Hertel begleitet ihn seit 2013 als Co-Moderatorin.
Prasch: „Das ,Wenn die Musi spielt Open Air´ ist eine der längstgedienten Musik-Shows des ORF und, zuerst als Eurovisionsendung in Kopperation mit ZDF und SF und aktuell dem MDR, auch international bekannt und beliebt. Das Prinzip, Musik und Landschaft zu verbinden – die Nockberge sind die beste Naturkulisse – wird bis heute beibehalten und hat im Reigen der vielen Musikshows, die in Veranstaltungshallen produziert werden, praktisch ein Alleinstellungsmerkmal.“ 5.000 Besucher lockt das Musi-Winter Open Air seit 2003 zur Talstation der Kaiserburgbahn in Bad Kleinkirchheim. Beim Sommer-Open Air, das 2019 bereits zum 24. Mal über die Bühne geht, verdoppelt sich die Zahl der Fans, „die aus ganz Österreich, Deutschland, der Schweiz, Südtirol und anderen Regionen“ anreisen, weiß Prasch. Bei Musi-Open Airs gehe es den Besuchern primär darum, die Stars relativ nahe erleben zu können: „Dazu kommt noch das Gemeinschaftsgefühl. Viele Fans kommen seit Jahren, man kennt sich, tauscht sich aus und erlebt gemeinsam eine schöne Zeit. Und letztlich finden sich die Menschen wohl mit ihren eigenen Bedürfnissen in dem einen oder anderen Lied wieder“, so Prasch. Obwohl ihn Schlager und volkstümliche Musik schon seit seiner Kindheit begleiten, hört Prasch „privat auch gern Big-Band-Klänge“ und begeistert sich zudem für Musik aus Lateinamerika.
Auf den Zug des Schlagergeschäfts ist auch die Kärntner Eventagentur Semtainment aufgesprungen, die im August erstmals das „Schlager 2.0 Open Air“ in Moosburg veranstaltet. Dabei sind Stars wie Matthias Reim, Voxxclub, Melissa Naschenweng und Fantasy.
Kärntner Stars. Auch Udo Wenders hat sich seit seinem Durchbruch 2008 mit der Teilnahme am Grand Prix der Volksmusik einen Namen in der Schlagerszene gemacht und wurde u.a. mit Platin geehrt. Das letzte seiner bislang sechs Alben trägt den Titel „Born to be Wenders“. Ruhig ist es hingegen um Sänger und ORF-Moderator Marco Ventre geworden. „Aufgrund meiner hauptberuflichen Tätigkeit beim ORF, meines fortgeschrittenen Alters und dem Familienzuwachs mache ich deutlich weniger als noch vor zehn Jahren. Ich trete mit meiner Band bei ausgesuchten Veranstaltungen auf.“ Mit dem ersten seiner drei Alben holte er Gold in Österreich für mehr als 10.000 verkaufte Tonträger.
Kein bisschen leise. Mit den Fidelen Mölltalern und 1,8 Millionen verkauften Tonträgern schrieb Hubert „Huby“ Mayer bis 2016 eine 45-jährige Erfolgsgeschichte. 2017 veröffentlichte die Band noch ihre 59. CD „Fröhliche Weihnacht“. Im Frühjahr 2018 präsentierte Mayer seine 66. Soloproduktion.