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Lifestyle | 07.03.2022

Bühnenerlebnis ist die Königsdisziplin

Kabarettist Alfred Dorfer kommt mit seinem Programm „und…“ am 27.3. ins Stadttheater Klagenfurt. Im MONAT-Interview spricht er über die Bühnenabstinenz, Streamen, Fans und künftige Pläne.

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Am 27. März in Klagenfurter Stadttheater: Kabarett-Größe Alfred Dörfer ©Peter Rigaud

Von Birgit Sacherer

 

Kärntner Monat: Ihr aktuelles Programm trägt den Namen „und...“. Was darf sich das Publikum davon erwarten? 

Alfred Dorfer: Es geht um eine simple Grundsituation, die wir alle kennen, nämlich um den Umzug. Ein Mensch sitzt in seiner alten Wohnung und will oder muss ausziehen. Alles ist eingepackt und er wartet auf die Spedition. Er schaut noch einmal in die alte Wohnung und da kommen viele Erinnerungen in seinen Sinn. In der zweiten Hälfte des Programmes bezieht er eine neue, völlig leere Wohnung und füllt sein neues Leben wieder auf. Die Frage ist, was bringt die Zukunft. Das einzige Bühnenrequisit ist eine Bananenschachtel, diese ist robust, diese ist die geeignetste Umzugskiste überhaupt.

Wie oft sind Sie schon in ihrem Leben umgezogen?

Ich habe es nicht mitgezählt, aber mit Sicherheit zehn bis zwölfmal.

Wie haben Sie die Zeit der Bühnenabstinenz erlebt?

In der ersten Phase, wo wir rückblickend wissen, dass wir übertrieben haben und bei einer Inzidenz, über die wir heute lachen würden, zugesperrt haben, war es seltsamerweise ein angenehmes Gefühl. Ich war im unbezahlten Urlaub und konnte nichts dafür. Ich konnte Dinge erledigen, für die ich vorher keine Zeit hatte. Je länger es gedauert hat, desto unangenehmer wurde es für mich. Dann wurde wieder halbherzig aufgesperrt und wir naive Menschen haben geglaubt, dass es das war. Das was dann gekommen ist, war eine Katastrophe.

 

Haben Sie irgendwann einmal ihren Beruf infrage gestellt?

Das hat jetzt nichts mit Corona zu tun. Ich habe meinen Beruf sehr oft infrage gestellt. Man fragt sich als Künstler immer wieder, ob man noch am richtigen Dampfer sitzt. Ob man noch die richtige Sprache für die richtige Zeit hat, ob man gewisse Dinge noch erträgt.

Corona hat auch die Mode verändert. Sind Sie auch auf Jogger umgestiegen?

Nein, ich bin nicht auf den Jogger umgestiegen, weil es auch sonst andere bequeme Hosen gibt, die besser aussehen.

Viele Künstler haben begonnen sich selbst zu streamen. Das haben Sie aber ausgelassen, warum denn?

Ja ja, die Nabelschau von Künstlern und Künstlerinnen… Das Bühnenerlebnis ist die Königsdisziplin, das Größte, das es gibt. Streaming kann nur ein Abklatsch, ein schlechter Ersatz sein. Es begünstigt aber auch Leute, die kein komplettes Programm zustande bringen. Ich habe im Frühjahr 2021 einen Podcast mit Ö1 gemacht, habe es als journalistische Tätigkeit gesehen. Dass ich mich beim Wohnungsputz selbst filme, soweit bin ich noch nicht.

Wie haben Sie Kontakt zu den Fans gehalten?

Ich glaube, das kann man so halten wie mit guten Freunden. Man sieht viele von Ihnen nicht so oft und trotzdem verliert man sich nicht aus den Augen.

 

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In seinem siebten Soloprogramm präsentiert der Wiener dem Publikum ungewöhnliche Zusammenhänge "mit dem Jetzt" ©Thomas Böhm

Hat sich das Publikum seit Corona verändert?

Es kommt weniger Publikum als vor Corona. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen noch immer sehr zaghaft sind. Die Menschen, die kommen, sind ein sehr adäquates und waches Publikum.

Welche positiven Erfahrungen nehmen Sie von den letzten beiden Jahren mit?

Ich glaube Reduktion ist immer etwas Positives, auch wenn es nur für einige Zeit ist. Diese Zeit hat einem gezeigt, was notwendig und was überflüssig im Leben ist. Man konnte sehr gut Menschen beobachten, wie sie sich in einer Ausnahmesituation verhalten.

Ihre  satirische Late-Night-Talkshow „Donnerstalk“ war sehr erfolgreich. Gibt es dahingehend Signale von der neuen ORF-Führung?

Es gibt das Signal, dass Breitfuß und Weber aus der Sitcom MA2414 wieder auf den Sender kommen, jedoch nicht als Sitcom mit künstlichen Lachern, sondern in einer fiktionalen Geschichte. Sie treffen sich in der Pension wieder. Was die Satire betrifft, hier kommen von der neuen ORF-Führung gute Signale, ich glaube, es ist wichtig, dass hier wieder mehr geschieht.

Wie sehen ihre künftigen Pläne aus?

Ich schreibe an einem Drehbuch für einen Kinofilm, vielleicht schreibe ich auch ein Buch und sobald es die Planungssicherheit wieder möglich macht, werde ich auch ein neues Programm schreiben. Corona hat keine Verminderung der Tätigkeit, sondern so etwas wie einen Turbo geschaffen.