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Lifestyle | 22.03.2022

In Moosburg halten Corona-Leugner die Hauptandacht

Pfarrer Scharf holt gleich vier Geistliche aus der Querdenker-Szene.

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In der Kirche in Moosburg kehrt keine Ruhe ein

In der Oktober Ausgabe 2021 hat der MONAT schon über den Moosburger Pfarrer Josef Scharf und seine Corona-leugnenden Pfarrbriefe berichtet. Nun geht das Schauspiel in seiner Pfarre in den nächsten Akt. 

 

 

VON WOLFGANG RÖSSLER

 

Der eine, René Dorer, ist Franziskaner-Pater, der nicht mehr an Schulen unterrichten darf, weil er es mit seinen Tiraden gegen die Corona-Maßnahmen übertrieben hat. Ein anderer, Bernhard Preiß, führt auf seinem YouTube-Kanal einen Privatkrieg gegen die moderne Wissenschaft. „Die Medizin ist die neue Religion, die neuen Theologen sind die Virologen.“ Dann wäre da noch der Tiroler Dekan Ignaz Steinwender, der sich weigerte, die Corona-Auflagen in seiner Kirche umzusetzen und Stammgast bei FPÖ-TV ist. Der Vierte im Bunde ist Herbert Stichaller, ehemaliger Pfarrer von Ossiach. Er tritt auf Demonstrationen mit Martin Rutter und Monika Donner auf und verbreitet nachweislich Fake News.

Ist es ein Zufall, dass die vier Geistlichen in diesen Tagen die österliche Hauptandacht in der Pfarrkirche Moosburg bestreiten? In der Gemeinde regt sich jedenfalls Unmut. Wieder einmal. Denn der katholische Oberhirte in Moosburg, Josef Scharf hat schon in der Vergangenheit mit merkwürdigen Ansichten kärntenweit für Wirbel gesorgt. Umso mehr, weil das Pfarrblatt – also das offizielle Kundmachungsorgan der katholischen Kirche in seiner Gemeinde – dafür benutzte. Der Klimawandel ist für Pfarrer Scharf ein „Mythos“, die meisten Bischöfe, Priester und Gläubigen bloß „Kollaborateure“ einer üblen Weltverschwörung von Freimaurern.

 

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Einer der Pfarrbriefe von Josef Scharf. Damit sorgte er für viel Diskussion in der Pfarrgemeinde

Nur deshalb müssten die Leute Masken tragen und sich impfen lassen. „Die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus, für dessen Nutzen noch immer keine tragfähige wissenschaftliche Evidenz vorgebracht werden kann, greifen die Wirtschaft an, die Gesellschaft, den Menschen überhaupt in seinem Menschsein“, schrieb er schon vor zwei Jahren in einem Pfarrbrief.

Nach Informationen des Kärntner Monats ist die Diözese Gurk schon seit Jahren über die Umtriebe des Moosburger Pfarrers informiert. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits in der Vergangenheit an die Kirchenleitung gewandt und Konsequenzen eingefordert. Bislang erfolglos. Und das obwohl Hochzeiten und Taufen, aber auch die Feierlichkeiten zur Erstkommunion immer öfter in den Nachbarpfarren stattfinden und es bereits Kirchenaustritte wegen Scharf gab.

Als der „Kärntner Monat“ im Herbst über Scharfs seltsame Pfarrbriefe berichtete, mussten auch die Kirchenoberen in Klagenfurt Stellung beziehen. „Die Diözese Gurk distanziert sich klar und entschieden von im Moosburger Pfarrblatt verbreiteten Inhalten und behält sich disziplinäre Konsequenzen vor“, sagte Generalvikar Johann Sedlmaier damals.

Es blieb bei einem klärenden Gespräch und der Androhung von disziplinären Konsequenzen. Immerhin geht es im Pfarrblatt jetzt nicht mehr um angebliche Weltverschwörungen, sondern um Fragen der kirchlichen Gemeinschaft. Was aber sagt die Diözese Gurk dazu, dass nun gleich vier ausgewiesene Corona-Leugner die Hauptandacht bestreiten? „Pfarrer Scharf hat mir im persönlichen Gespräch versichert, dass die Inhalte der Hauptandachts-Predigten Themen der Katholischen Glaubenslehre sein werden, wie sie im Katechismus der Katholischen Kirche angeführt sind“, sagt Generalvikar Sedlmaier heute.

Bleibt abzuwarten, ob sich die drei katholischen Querdenker an diese Vorgaben halten. Zahlreiche Moosburger Eltern, deren Volksschulkinder den katholischen Religionsunterricht besuchen, sind jedenfalls not amused. Denn die Kinder sind angehalten, die Predigten zu besuchen und sich dort als Beweis einen Stempel zu holen.

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Unser Artikel aus der Oktober-Ausgabe 2022