Lifestyle | 30.09.2022
Diagnose Brustkrebs – sei stark, das Leben geht weiter!
Jede 8. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Mit Kraft, Überlebenswillen, Optimismus und moderner Medizin ist ein freuderfülltes Leben möglich. Carina B. (Name von der Red. geändert) spricht über ihre persönliche Geschichte mit der schicksalshaften Diagnose.
STEIRERIN: Vom wem hast du die Diagnose Brustkrebs erfahren?
Carina B.: Im Jahr 2008, knapp nach meinem 40. Geburtstag, ließ ich die 2-jährliche Mammografie machen. Da erfuhr ich vom Radiologen, dass Mikrokalk zu sehen war. Knoten habe ich keinen ertastet. Im AKH Wien wurde die Diagnose durch eine Biopsie bestätigt. Ein Chirurg erklärte mir, dass ich Brustkrebs in situ habe, also dass der Krebs noch nicht gestreut hatte, und dass er so schnell wie möglich operieren würde.
Wie ging es dir damals?
Ich war wie vom Schlag getroffen. Es war ein blanker Horror. Furchtbar belastend war die Wartezeit auf die Histologie nach der Probeentnahme. Diese sechs Wochen waren die schlimmsten meines Lebens. Ich hatte weniger Angst vor dem eigenen Tod als Sorge um meine fünf Jahre alte Tochter. Ich hatte Angst, dass mein Kind ohne Mutter aufwachsen muss. Relativ rasch wurde ich operiert, wobei drei bösartige Tumoren und ein Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt wurden. Dann wurde ich bestrahlt, eine Chemotherapie war nicht nötig, weil der Krebs frühzeitig erkannt worden war. Ich hatte ein Hormonrezeptor-positives Mammakarzinom, das ein sehr hohes Rezidivrisiko hat. Das heißt, es kann immer wieder kommen.
Wie ging dein Umfeld damit um?
Ich habe es meiner Tochter nicht gesagt, sie war zu klein, doch sicherlich hat sie gemerkt, dass ich weine und nervlich fertig bin. Ich war am Boden zerstört. Am meisten halfen mir meine Mutter und eine Freundin. Ich leite eine Steuerberatungskanzlei und habe mich voll in die Arbeit gestürzt. Meinen Mitarbeitern habe ich es erzählt und ihnen unbedingt zur Vorsorgeuntersuchung der Brust geraten. Bei 2 von 40 Angestellten wurde ebenfalls Brustkrebs diagnostiziert.
Wie gelingt es dir, dich auf dich selbst zu konzentrieren?
Ich hatte das Gefühl, dass es mir nichts bringt, darüber zu reden. Ich bin überzeugt, dass ich später erneut an Brustkrebs erkrankt bin, weil mein Vater 2013 tödlich verunglückt und 2014 meine Mutter gestorben ist. Ich habe sie ein Jahr beim Sterben begleitet und nebenbei meinen Job erledigt. Ablenkung und positives Denken waren mein Rezept, mich über Wasser zu halten.
Wie ging es weiter?
Im Frühjahr 2009 wurde ich wieder schwanger und habe eine zweite Tochter zur Welt gebracht. 2010 ließ ich mir Brustimplantate einsetzen. Mir gefällt mein Busen jetzt weitaus besser, obwohl ich brusterhaltend operiert wurde. Ich ging regelmäßig alle sechs Monate zur radiologischen Kontrolle. 2017 kam es dann erneut zu Brustkrebs, und diesmal war er invasiv, das heißt, er hatte bereits gestreut.
Hat sich die Sexualität mit deinem Partner verändert?
Eigentlich gar nicht. Durch die Brustimplantate habe ich mich so sexy wie immer gefühlt. Ich habe heute einen größeren und schöneren Busen als früher.
Welche Strategien zur Angst- und Stressbewältigung hast du gefunden?
Die Ablenkung mit meiner Arbeit, ein lieber Mann, der zu mir steht, zwei gesunde Töchter. Ich bin generell ein sehr positiver Mensch. Nach der ersten Operation und Strahlentherapie habe ich mir suggeriert: „Du bist gesund.“ Mein Leben war wieder glücklich und ich habe nicht mehr an den Krebs gedacht.
Du bekamst dann noch einmal Brustkrebs?
Ja, diesmal ein invasives Mammakarzinom, das streuen und den ganzen Körper verseuchen kann. Ich wurde im Juli 2017 operiert und erhielt alle notwendigen Behandlungen. Gott sei Dank war es wieder rechtzeitig erkannt worden. Ich muss jetzt Medikamente einnehmen, doch das mache ich gerne. Ich hatte ein Riesenglück.
Wie möchtest du anderen Betroffenen Mut machen, nicht aufzugeben?
Den Optimismus nicht verlieren! Ich versuche, nicht an den Krebs zu denken, ich sehe mich als gesunde Frau. Überlebensangst darf man nicht haben.
Mag. Julia Chiarello
Klinische Psychologin von der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, AKH Wien
„Grundsätzlich ist es wichtig, immer auf die individuelle Situation der Betroffenen einzugehen. Jeder ist mit anderen Ängsten und Sorgen konfrontiert. Wir als Klinische Psycholog:innen mit psychoonkologischer Erfahrung passen unsere Behandlungsmethoden an die entsprechenden Bedürfnisse an.“
Rat und Hilfe für Patientinnen, die an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien in Behandlung sind, erteilt Mag. Chiarello gerne. Tel:. 01/40 400-24660
Anlaufstellen für Frauen mit Brustkrebs:
• Österreichische Krebshilfe
• FEM Frauengesundheitszentren (Beratung
auch in Serbokroatisch und Türkisch)
• ÖGPO (Österreichische Gesellschaft für
Psychoonkologie)
• ÖPPO (Österreichische Plattform für Psychoonkologie)
• VAP (Verein für ambulante Psychotherapie)
• WGPV (Wiener Gesellschaft für Psychotherapeutische
Versorgung)