Lifestyle | 10.05.2019
Mama Mia
Franziska mit ihren Vier Töchtern
Es ist ein bisschen ein Leben wie in einer Endlosschleife: Ganz besondere Erlebnisse oder einfach nur Tageszusammenfassungen bekommt Franziska Burger-Scheidlin dreimal erzählt. Jedes Mal ändert sich nur die Erzählerperspektive ein wenig. Und wenn sich zu den Drillingsmädchen Johanna, Alexa und Antonia auch noch die um 22 Monate ältere Schwester Tessa in die Schilderungen einmischt, gibt’s eine vierte Version der Story. Dass es auch jedes Jahr vier idente Muttertagsgedichte oder gebastelte Geschenke gibt, sei an dieser Stelle auch erwähnt. „Da wächst man rein“, erzählt die Vierfachmama. Dass die ersten Lebensjahre der Drillingsmädchen mit einer damals Zweijährigen an ihrer Seite Fließbandarbeit war, sieht man der 40-Jährigen nicht an. „Jeder Drilling hatte Farbbänder, damit wir wussten, wen wir da vor uns liegen haben. Einzig ihre große Schwester Tessa konnte ihre kleinen Schwestern von Anfang an auseinanderhalten.“
Bei Burger-Scheidlin passiert es heu- te manchmal, dass sie etwas erzählt und von „einem Drilling“ spricht, weil sie nicht genau weiß, wer bei welchem Erlebnis nun an ihrer Seite war. „Das mögen meine Mädchen ganz und gar nicht“, sagt sie. Manchmal sage sie das aber auch bewusst, um sie zu ärgern.
Bei vier fast gleichaltrigen Mädchen ist ihre Woche mehr als gut durchstrukturiert. Auch wenn sie versucht, die Freizeitgestaltung und Hobbies ihrer Mädchen zu lenken, will sie nicht ganz hart eingreifen und so stehen viele Taxidienste an. Wenn es auch aufgrund der Masse manchmal nur in homöopathischen Dosen möglich ist, versucht die Vierfachmama für jedes Kind individuell da zu sein. Im Laufe der Zeit gab es auch viele Kindermädchen, die in ihrem Haus ein und aus gingen. So wussten zwar alle, dass es hier vier Kinder gebe, es war dann einigen aber doch zu viel. Burger-Scheidlin will mitten in dem Mädelshaufen nicht auf sich selbst vergessen: „Tagsüber bin ich für meine Kinder da. Die Abende nehm ich mir hier und da für mich heraus.“ Und sollte währenddessen etwas Spannendes passieren, ihre Mädels erzählen es ihr sicher. Ein- oder viermal.
Brigitte und Armina
Den Namen ihrer Tochter hat sie aus dem „Namens-Duden“. Armina. Die Kämpferin. Die Liebe für dasLeben. Wie treffend dieser Name ist,wurde Brigitte erst einige Zeit nach der Geburt ihrer Tochter bewusst.„Du, mit deiner Tochter stimmt et-was nicht.“ Der Moment, als sie eine Freundin darauf aufmerksam machte, dass Armina sich nicht selber aufzie-hen konnte, wie sie es mit rund sieben Monaten schon längst tun sollte, hat alles verändert. Nach bangen Monaten eine Diagnose: Spinale Muskelatrophie Typ 2. Ihr Körper versorgt die Nerven, die die Muskeln ansprechen,nicht mit dem dafür benötigten Eiweiß, die Nerven sterben deshalb ab. Die geistige Entwicklung ist dabei normal. Bumm! Brigittes Welt, die ei-ner alleinerziehenden Mama, die wieder ins Berufsleben startete, krachte zusammen.
Bei all ihrem Schmerz der Entschluss: „Wir haben eine Zukunft“. Dieses Bekenntnis hat alle Kräfte in der Drautalerin gebündelt. Seit derDiagnose sind ihre Tage und Nächte genau durchgetaktet. Arbeit, Kind versorgen, an einer Zukunft basteln. Regelmäßig gibt es Physiotherapie. Mehrmals im Jahr ist sie mit ihrer Tochter in Bayern. Dort bekommt Armina speziell angefertigte Korsetts, die sie wegen ihrer argen Rückgradverkrümmung Tag und Nacht tragen muss.
Der Erfolg all dieser Bemühungen ist, dass Armina die Prognosen Lügen straft. Armina ist gesund, abgesehen von der Muskelschwäche undderenorthopädischen Folgen. Im Leben vor ihrem Kind war Brigitte beruflich eshr engagiert und verbrachte jede freie Minute auf ihren geliebten Bergen. Diese „Freiheit dort oben“ ist das, was sie heute am schmerzlichsten vermisst. Und doch drehen sich ihre Wünsche immer um ihre Tochter: „Armina wird den Start in ein eigenständiges Leben schaffen und auf ihr eigene Art ihr Glück finden – unabhängig von mir.“ Derzeit entsteht in der Drautaler Heimatgemeinde gerade Arminas neues Zuhause. Dass sie die Vision von einer gemeinsamen Zukunft mit ihrer geliebten kleinen Kämpferin Schritt für Schritt umsetzen kann, gibt Brigitte viel Kraft. Für sie steht fest: „Nur wenn es meiner Tochter gut geht, kann es auch mir als Mama gut gehen und natürlich auch umgekehrt.“
Herta ist 22 mal Mama
„Der Letzte, der in mein Bett kommen will, hat meist ein Problem, der muss sich mit dem bisschen Platz zufrieden geben, den die anderen drei über lassen“: Ihr 1,40 Meter-Bett ist derzeit eines der größeren Probleme von Herta Fischer: „Das ist ständig voll.“ Die vier Buben, die bei ihr leben, haben gerade entdeckt, wie fein das morgendliche Kuscheln in ihrem Bett ist. Ihr Bett teilt sich sein Schicksal dann mit der Schachtel der Muttertagsgeschenke, die ist schon übervoll. Und heuer kommt sicher noch einiges dazu. Nicht mehr alle ihrer insgesamt 22 Kinder schenken Herta Fischer noch Selbstgebasteltes. Aber die vier Jüngsten, die derzeit bei ihr im SOS Kinderdorf leben, haben sicher etwas vorbereitet. Seit 18 Jahren ist Herta Fischer eine Kinderdorf-Mama und lebt mit ihren Schützlingen in einem Haus im Kinderdorf.
Auch eigene Töchter. Für ihre leiblichen Töchter (33 und 36 Jahre) sind Fischers Kinderdorf-Kinder auch Teil der eigenen Familie. Auch ihr Lebensgefährte spielt eine große Rolle im Leben ihrer Kinderdorf-Schützlinge. „Er arbeitet in Graz, jedes Wochenende ist er in Kärnten und dann wohnt er auch hier bei uns.“ Auch sie selbst braucht ein Leben nahe an der Realität. Meist lebt sie zwei Wochen durchgehend im Kinderdorf, an ihren freien Tagen ist sie dann in ihrem Privathaus. Nicht alle Schicksale hat sie gleichermaßen locker annehmen können. „Es gab zwischendurch auch Familienzusam- menstellungen, bei denen mich die Kinder an meine Grenzen gebracht haben und mich mehr als nur ein bisschen gefordert haben“, blickt sie zurück. „Aber bei all den schwierigen Situationen hab ich weitergemacht, denn die Kinder sind Teil von meinem Leben, die kann ich nicht auch weggeben“, erzählt sie. Auch Fischer ist ein großer Teil im Leben ihrer Kinder. Heuer im Sommer ist sie zu einer Hochzeit eingeladen. Ihr ehemaliger Schützling hat auf ihrer Familiensei- te nur „Mama Herta“ sitzen. „So was geht mir ganz nahe“, erzählt sie. Bei all den Grenzen und Regeln, die Kinder brauchen, ist ein „Hab dich lieb“ eine der wichtigsten Sachen. Und gerade rund um den Muttertag melden sich oft auch jene Kinder, die sich sonst oft nur blicken lassen, wenn irgendwo der Hut brennt. Und für Fischer ist jedes „Hab dich lieb“ ein besonderes. Auch das zweiundzwanzigste
Mirjam wurde sehr jung Mama
Eine 36-jährige Mama und zwei pubertierende Kids: Ein klarer Vorteil, wie Mirjam Pogatetz erzählt. „Ich wurde mit 21 das erste mal Mama. Damals war ich sehr unbeschwert, auch wenn es neben dem Studium manchmal sehr anstrengend war“, erzählt sie. Heute haben ihre Kids (12 und 14 Jahre alt) vermehrt eigene Interessen, wodurch sie sich nun intensiver auf ihren Job konzentrieren kann, obwohl es oft sehr stressig sei, Familie und Beruf zu vereinbaren. Als Alleinerzieherin sei sie oft der einzige Prellbock und der „Bad Cop“ für die Kinder, „doch am Ende bin ich auch ihre wichtigste Ansprechperson und das zählt“, erzählt sie. So wie ihre eigene Mama, die eine der wichtigsten Stützen für Pogatetz ist. „Gerade seit ich Kinder habe“, meint sie. Für den Muttertag hat sie ganz genaue Vorstellungen: „Einen gemeinsamen Ausflug und Handys auf lautlos.“
5 Kids: Ines ist eine Patchworkmama
Sie bekommt bald ihr drittes Kind, er sein viertes. Zusammen haben sie fünf:Ines Tebenszky ist eine Patchwork-Mama, wie sie im Buche steht. Sie und ihr Mann Christian haben schon einige irriierte Blicke geerntet, wenn sie mit vier Kindern unterwegs waren (ihr Sohn Jakob ist 12, seine Töchter Eva und Lea 11 und 9, der gemeinsame Sohn Ben ist zwei Jahre). „Wow, ist das nicht anstrengend?“, Sätze wie diese hört die 37-Jährige immer wieder. Unter der Woche geht es meistens ruhiger zu. „Die Töchter meines Mannes sind nur an den Wochenenden bei uns“, erzählt die Moosburgerin. Und für sie selbst ist es auch eine große Entlastung, wenn die Mädchen da sind. „Sie beschäftigen sich gerne mit ihrem kleinen Bruder und nehmen Arbeit ab“, erzählt Tebenszky. Familienausflüge sind ein logistischer Großauftrag: „Hotels zu finden, das ist nicht immer leicht.“ Zu finden ist auch noch das familientaugliche Auto. „Aktuell fahren wir einen Sechssitzer, aber wenn wir Rodeln gehen oder Baden, ist der Platz jetzt schon knapp. Kind Nummer fünf ist ja schließlich auch bald an Bord.