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Lifestyle | 18.01.2020

Heimlicher Stromschlag

Was der MONAT in einer November-Ausgabe 2019 aufgedeckt hat, ist Inhalt des aktuellen Rechnungshofberdchts zu den Klagenfurter Stadtwerken!

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Die ganze Story aus dem November-MONAT von Franz Miklautz, jetzt zum Nachlesen!

Heimlicher Stromschlag

Stadtwerke Klagenfurt: Nun aufgetauchte Bewertung schätzte EKG auf über 200 Millionen Euro. Protokoll von 2015 spricht von „Ausgliederungen“.

Zum 20jährigen Firmenju- biläum der Wirtschaftsprüfungskanzlei Crowe Süd-Ost- Treuhand (SOT) stellte sich Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) mit einer respektablen Torte ein. Als Aufschrift auf der ap- petitlichen Süßspeise prangte in Marzi- pan gehalten: „Herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahre SOT Süd-Ost-Treuhand in Kärnten. Die Bürgermeisterin“. Schließt man aus dem anlässlich des Jubiläums gedrehten Geburtstagsvideo, dürfte es ein schwungvolles Fest gewesen sein.

In dem kurzen Spot bricht Mathiaschitz eine Lanze für die SOT. „Um zukunftsfit zu bleiben“, erklärt die Bürgermeisterin, brauche die öffentliche Verwaltung externe Begleiter wie die SOT. Es seien in Klagenfurt schon einige Entscheidungen auf Basis solcher Zusammenarbeit „zum Wohle der Bevölkerung gefallen“.

Schnitt.

Empfehlung ignoriert. Das launige Fest ist Geschichte. Es ging 2017 über die Bühne. Ungefähr zwei Jahre nach- dem Mathiaschitz die Eigentümervertretung bei den Stadtwerken (STW) Klagenfurt übernommen hatte. Wo die frisch gebackene Bürgermeisterin in ihrer ersten Hauptversammlung im Mai 2015 schon einmal für die SOT in die Bresche gesprungen war. Und das gegen die ausdrückliche Empfeh- lung des STW-Aufsichtsrates, wie aus einem Protokoll der Hauptversamm- lung hervorgeht. Der Aufsichtsrat unter Führung des damaligen Vorsitzenden Heinrich Mayr hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Jahresabschlussprüfung der STW auszuschreiben und Angebote einzuholen. Im Sitzungsprotokoll ist festgehalten, dass die Honorarspanne der eingelangten fünf Angebote zwischen 68.780 und 79.450 Euro liegt. Dann kommt es zur Festlegung: „Nach Prüfung der Angebote ermittelte der Aufsichtsrat die KPMG Austria als beste Wahl und gibt daher die Empfehlung ab, die KPMG mit der Prüfung des Jahres- abschlusses und des Konzernabschlusses 2015 zu betrauen.“

Allein: Die KPMG ist nicht zum Zug gekommen.

Alibi-Ausschreibung. Warum nicht, erfährt man einen Absatz weiter: „Die Aktionärin erklärt“, gemeint ist Mathiaschitz, „dass aus ihrer Sicht die SOT Süd- Ost-Treuhand mit der Prüfung betraut werden soll.“ Nachsatz: „Selbstverständlich soll die SOT dies zu den günstigsten Bedingungen (€ 68.780,-) vornehmen.“ Schon war die KPMG um einen Auftrag ärmer. Und der Aufsichtsrat überstimmt.

So weit, so unspektakulär. Dass best- gereihte Firmen politisch ausgebremst werden, gehört zum Tagesgeschäft – wobei man sich die Ausschreibung natürlich hätte sparen können.

Was an Mathiaschitz ́ Machtwort jedoch bemerkenswert ist, ist ein eher un- auffälliger Nebensatz. Es geht dabei um die Begründung ihrer Entscheidung: Der Auftrag solle an die SOT gehen, „da dieser Gesellschaft eine ausgezeichnete Expertise für anstehende Ausgliederungen von Unternehmen attestiert wird“. Ob Mathiaschitz damit, was anzunehmen ist, die Ausgliederung von STW-Tochterunternehmungen meint, geht aus dem Protokoll nicht hervor.

Auf jeden Fall lässt der Satz bei den damaligen Vorständen Romed Karré und Christian Peham die Alarmglocken schrillen. Der Geist von Ausgliederun- gen war aus der Flasche. Und ist es noch. Oder besser gesagt, schon wieder: Strom- markt-Insider vermuten hinter der von Team-Kärnten-Gemeinderat Klaus-Jür- gen Jandl Mitte Oktober bekannt ge- machten Abwertung der STW-Tochter Energie Klagenfurt GmbH (EKG) ein mögliches Verkaufsszenario. Die EKG war in der Bilanz 2018 still und leise von 142 Millionen Euro auf 75 abgewertet worden. Ein „Stromschlag“, in dem sich 67 Millionen Euro in Luft aufgelöst haben.

Margenrückgang. STW-Vorstand Erwin Smole tritt dem Verdacht vehe- ment entgegen: „Die Abwertung der EKG basiert rein auf dem Vorsichtsprin- zip: Die Zukunft der Strompreise ist unsicher. Der Ökostromausbau schlägt auf den Markt durch.“ Damit würden die Einkaufspreise für Strom steigen, die Marge der EKG fallen. Dagegen spricht, dass die durchschnittlichen Spotpreise an der Strombörse seit Jahren mehr oder weniger gleich hoch sind.

Natürlich kommen Smole und sein Vorstandskollege Harald Tschurnig wie die Jungfrau zum Kind: Sie haben die Bilanz 2018 eigentlich gar nicht zu verantworten, haben sie ihren Job doch erst im April 2019 angetreten und die Bilanz von ihren Vorgängern „geerbt“.

Drastische Wertminderung. Den- noch trauen Fachleute der Situation schon alleine deshalb nicht, „weil die Ab- wertung still und leise durchgeführt wur- de“, so ein Manager eines Energiekon- zerns. Eine zusätzliche Trübung erhält die Abwertung dadurch, dass eine dem MO- NAT zugespielte Unternehmensbewer- tung der EKG aus dem Jahr 2012 noch eine „Wertbandbreite von 208,3 bis 236,3 Millionen Euro“ ermittelt (siehe Faksimi- le S. 42). Erstellt wurde die Bewertung vom Wirtschaftsprüfer Ernst & Young.

Das hieße, dass der vormalige Wert von 142 Millionen Euro schon vorsichtig angesetzt gewesen wäre. Bleibt die Frage nach dem Warum: Im 30 Seiten starken Papier erreicht die EKG von 2012 bis 2017 jeden prognostizierten Jahresüberschuss, übertrifft sie teils sogar. Nur 2018 bleibt sie merklich unter den Erwartungen.

Angesprochen darauf, ob die Kelag Appetit auf die EKG hätte, sagt Vorstand Manfred Freitag: „Eine Zusammenar- beit mit der EKG: Ja. Eine Übernahme: Nein.“ Und fast wie aus dem gleichen Mund betonen sowohl Smole als auch Freitag: „Wenn man etwas verkaufen will, macht man es teuer. Und nicht billig!“

Außer vielleicht, wenn es politisch gewünscht wird. Eventuell gibt es auch dafür eine Torte.