Lifestyle | 02.09.2015
Zwei Tage Ehe, fünf Tage Sex
Robin Rinaldi wuchs in einer kleinen Stadt in Pennsylvania auf, verbrachte aber die meiste Zeit ihres Lebens in Kalifornien. Sie war Zeitschriftenredakteurin und Journalistin einer kultverdächtigen Beziehungskolumne, schrieb für namhafte Zeitungen wie The New York Times. „Mein wildes Jahr“ ist ihr erstes Buch. Darin erzählt Robin Rinaldi eine wahre Geschichte. Ihre Geschichte. Die Geschichte einer Frau Anfang vierzig, attraktiv, erfolgreich, seit 16 Jahren mit Scott verheiratet, der ihren Kinderwunsch nicht erfüllen will. Sie steht vor der Frage: War es das jetzt? Genügt mir dieses Leben? Oder sind zu viele Sehnsüchte unerfüllt geblieben? Um das herauszufinden, schlägt sie ihrem Mann vor, ein Jahr lang die Wochenenden als Ehepaar zu verbringen, den Rest der Woche aber können beide ihre ungestillten Begierden ausleben.
Schonungslos offen erzählt Robin Rinaldi von ihren erotischen Abenteuern, aber auch von ihrem Ringen um Selbstfindung und Selbstbestimmung. Der Oberösterreicherin berichtet sie, wie die Erfahrungen dieses Jahres ihr Leben bereicherten, was sie bei diesem Experiment aber auch aufs Spiels setzte und was sie verlor.
Frau Rinaldi, inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen Ihrem unerfüllten, von Scott nicht unterstützten Kinderwunsch und Ihrem Wunsch nach einer offenen Beziehung?
Da gibt es in mehrerlei Hinsicht einen Zusammenhang. Ich sah die Mutterschaft einerseits und die sexuelle Entdeckungsreise andererseits als zwei separate Wege zu einer Erfahrung tiefer Weiblichkeit, zu einer Erfahrung, bei der nach Instinkt gelebt wird. Dann spielte noch die Tatsache ein Rolle, dass ich – als ich realisiert hatte, nie Kinder zu haben – nicht mehr so vorsichtig leben musste. Ich glaube, ich hielt mein sexuelles Verlangen immer ein wenig im Zaum in der Zeit, als die Diskussionen mit meinem Mann ums Kinderkriegen Priorität hatten. Sobald ich einmal realisiert hatte, dass das nicht mehr nötig war, war ich frei für einen riskanteren, abenteuerlustigeren Lebensstil, freier, als ich mich ihn mit Kindern getraut hätte zu leben.
Sie schreiben, dass Sie mit Scott guten Sex hatten, immer zum Orgasmus kamen. Unbefriedigender, langweiliger Sex war also nicht der Grund dafür, eine offene Ehe führen zu wollen?
Die Bezeichnungen „befriedigend“ vs. „unbefriedigend“ oder „aufregend“ vs. „langweilig“ sind heikel in diesem Zusammenhang. Ja, ich hatte meistens einen Orgasmus, wie viele Frauen mit ihren Ehemännern, die den Körper ihrer Frau im Laufe der Jahre kennengelernt haben. Ich würde unseren Sex als ruhig, respektvoll, langsam und routiniert bezeichnen. Er war absolut nicht schlecht und dennoch gab es viele, viele Dinge, die ich nie erfahren hatte, aber noch erfahren wollte, bevor ich zu alt bin.
Hätte Scott Ihren Kinderwunsch geteilt und wären Sie beide Eltern geworden, glauben Sie, Sie wären dann ein Leben lang monogam geblieben und hätten nie den Wunsch nach anderen Sexpartnern gespürt?
Das ist schwierig zu sagen. Ich glaube aber, ich wäre dann zumindest für ein paar Jahre komplett auf die Schwangerschaft und das Muttersein konzentriert gewesen. Ob ich meine sexuellen Begierden dann, also auch mit Kindern, ausgelebt hätte, kann ich nicht sagen. Aber wenn ich mich umsehe bei meinen Freunden und Bekannten mit Kleinkindern, sehe ich, wie gelangweilt manche sind vom Sex in ihrer Ehe. Viele haben deshalb Affären oder lassen sich scheiden, also muss ich so ehrlich zu mir selbst sein und zugeben, dass mir das wahrscheinlich auch so passiert wäre.
Ist Ihr sexuelles Experiment verantwortlich für das Scheitern Ihrer Ehe?
Ja, die offene Ehe und die Vasektomie meines Mannes waren beide Grund für das Ende unsere Ehe.
Inwiefern hat Ihre Kindheit, die Beziehung zu Ihren Eltern einen Einfluss auf Ihre sexuelle Lebensweise?
Ich glaube, dass das Chaos und die stürmische Ehe meiner Eltern das ist, was mich dazu gebracht hat, in meinem eigenen Liebesleben so vorsichtig zu sein und einen Ehemann zu wählen, der ruhig und stoisch war. Am Ende allerdings hat mich meine wilde Seite eingeholt.