People | 06.03.2018
Pragmatische Feministin
Die neue Ministerin für Frauen, Familien und Jugend heißt Juliane Bogner-Strauß. Die studierte Molekularbiologin und politische Quereinsteigerin stammt aus Wagna und wohnt mit ihrem Mann Erik Bogner und den drei Kindern (6, 9 und 18 Jahre) in Graz. Gleichstellung ist für das Paar ein großes Thema, denn Job und Familie lassen sich nur in Einklang bringen, wenn beide anpacken. Aus diesem Grund baten wir nicht nur die Ministerin, sondern auch den Ehemann Erik Bogner, bei AVL in der Entwicklung tätig, zum Interview.
Frau Minister, sind Sie in Ihrem neuen Amt gut angekommen? Was bedeutet für Sie als Quereinsteigerin politische Teilhabe, noch dazu in diesem hohen Amt?
Juliane Bogner-Strauß: Danke, ich bin bereits gut in meiner neuen Herausforderung angekommen und freue mich sehr darauf, in dieser Regierungsmannschaft aus Expertinnen und Experten meinen Beitrag leisten zu dürfen. Politische Beteiligung ist für mich etwas sehr Wichtiges. Da es mir in meinem bisherigen Berufsleben immer schon ein Anliegen war, gute Lösungen zu erarbeiten, möchte ich dies auch als Ministerin so weiterführen.
Herr Bogner, was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der neuen Aufgabe Ihrer Gattin erfuhren?
Erik Bogner: Ich dachte mir, spannende Aufgabe und Respekt, dass sie diesen Schritt geht. Auch diese He-rausforderung werden wir, wie die bisherigen, gemeinsam meistern.
Wie gelingt Ihnen das?
JBS: Wir schauen, dass wir gut abgestimmt sind, wer wann was erledigt. Ich denke, dass wir das bisher ganz gut gemeistert haben und es auch weiterhin gut schaffen werden. Für uns ist hier auch die Großfamilie und unser Freundeskreis ganz wichtig.
EB: Neben den Aufgaben, die wir uns untereinander aufteilen, definieren wir auch gemeinsam altersgerechte Aufgaben für unsere Kinder. Das geht vom Tischdecken übers Abräumen bis zum Rasenmähen beim Ältesten. Jeder leistet in der Familie seinen Beitrag.
Sie praktizieren „halbe-halbe“, in unserer Gesellschaft oftmals mehr Wunschgedanke als Realität. Was hat Sie geprägt, sei es in Ihrer Kindheit, aber auch in der Partnerschaft?
JBS: Bei mir waren es sicherlich die Eltern, die im Familienunternehmen 50 : 50 vorgelebt haben.
EB: Auch bei mir waren es meine Eltern, die mich mit ihrem Wertepakt und der vorgelebten Aufgabenteilung geprägt haben.
Sie werden als wertekonservativ beschrieben, was man ja auch mit „Frau bleibt bei den Kindern zu Hause“ assoziiert. Was bedeutet wertekonservativ für Sie?
JBS: Ich sehe mich als moderne Frau, die auch ein modernes Frauenbild lebt. Mir ist es wichtig, gerade den Wert und die Bedeutung der Familie unseren Kindern zu vermitteln. Für mich ist die Familie die Basis, um Energie zu tanken.
EB: Neben der Familie versuchen wir, unseren Kindern auch Toleranz und Respekt vorzuleben.
Wie sähe eine Gesellschaft nach Ihrer Vorstellung aus?
Beide: Diese wäre geprägt von Chancengleichheit und Toleranz.
Frau Minister, was davon kann die Politik, was können und möchten Sie davon erfüllen?
Aufgabe der Politik ist es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich werde mich hierfür für Frauen, Familien und Jugend stark machen.
Wie wollen Sie das erreichen?
Aus meiner Sicht ist es ganz wichtig, dass Kinder in einem stabilen und behüteten Umfeld mit liebevollen Bezugspersonen aufwachsen. Ebenso gehört dazu, dass eine optimale Betreuung sichergestellt ist. Mein großes Anliegen ist es, die Kinderbetreuung sowohl quantitativ als auch qualitativ auszubauen und auch für mehr Flexibilität zu sorgen.
Rahmenbedingungen zu schaffen ist die eine Seite. Doch oftmals sind es tradierte Rollenbilder, die Frauen lieber bei den Kindern zu Hause bleiben oder nur geringfügig arbeiten lassen. Was sich zuletzt auf die Pension auswirkt. Inwiefern braucht es hier politische Einflußnahme oder soll die Gestaltung des Familienraums alleinige Sache des Paares bleiben?
JBS: Natürlich ist es wichtig, dass besonders bei Frauen das Bewusstsein geschaffen und geschärft wird, wie die Perspektive aussehen kann. Ich bin davon überzeugt, dass hierbei die Entscheidungsfreiheit ganz entscheidend ist und die Entscheidung auch innerhalb der Familie gemeinsam getroffen werden soll.
Herr Bogner, wie könnten Männer in einflussreichen Positionen frauenrelevante Themen wie Gleichstellung forcieren?
Ich denke, es ist einfach wichtig, grundsätzliche keinen Unterschied zwischen Geschlechtern zu machen, zum Beispiel bei Jobfragen. Bei uns im Unternehmen ist es zum Bespiel so, dass Jobausschreibungen nicht geschlechterspezifisch sind.
Frau Minister, Sie pendeln zwischen Wien und Ihrem Wohnort Graz und wollen viel über Homeoffice abwickeln. Warum ist Homeoffice für noch immer viele Firmen kein Thema?
Homeoffice ist in vielen Bereichen und Unternehmen heutzutage bereits verbreitet. Diese Möglichkeit wird in den nächsten Jahren durch eine forcierte Digitalisierung sicherlich zunehmen. Ich denke, dass diese Entwicklung sicherlich auch viele Vorteile für Unternehmen bringen wird und auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern wird.
Sehen Sie sich als Feministin?
Ich sehe mich als pragmatische Feministin, die Dinge anpackt.