People | 19.11.2019
Josef Kogler: Beachboy von der Simonhöhe
Partys, Alkohol, Zigaretten – diese Dinge dürfte Josef Kogler nur vom Hörensagen kennen. Denn während es die meisten Gleichaltrigen in der Studentenzeit so richtig krachen lassen, arbeitet der 21-Jährige daran, seinen Körper bühnenreif zu stählen. Das erfordert Disziplin, Verzicht und Ausdauer. Denn auch wenn Bodybuilding für viele Beobachter eine skurrile Körperkultur ist, ist es doch selbst für Amateure ein Sport und Lebensstil der Extreme: „Training, Ernährung, Regeneration: Bodybuilding nimmt das komplette Leben ein. Viele meinen, man muss nur trainieren und man schaut so aus. Das stimmt nicht“, erklärt Kogler, der sechsmal pro Woche ein bis zwei Stunden – vor Bewerben auch mehr – bei Kraft- und Ausdauertrainings schwitzt. Ziel der Schinderei ist es, den Körper zu modellieren, Muskelmasse aufzubauen und das Körperfett bis zum Gehtnichtmehr – „weit unter zehn Prozent“ – zu reduzieren. Die perfekte Form ist übrigens nichts, was das ganze Jahr über gehalten werden kann. Sie ist am Wettkampftag auf den Punkt gebracht.
Noch Amateur
Was mit 14 Jahren als Hobby begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einer Leidenschaft entwickelt, ohne die Josef Kogler nicht mehr leben kann. Natürlich spornen ihn seine Erfolge an, denn der BWL-Student mischt als Senkrechtstarter die Amateur-Szene der IFBB (= International Federation of Bodybuilding & Fitness) auf. Schon bei seinem Wettkampf-Debüt im April 2018 ging Kogler mit Pokalen nach Hause. Das bisherige Karrierehighlight: Junioren-Gold bei der „Arnold Classic Europe“ im September 2019 in Barcelona. „Die Arnold Classic-Reihe – initiiert von Arnold Schwarzenegger – ist einer der angesehensten Wettkämpfe für Bodybuilder. Wenn jemand sagt, er hat einen Arnold Classic gewonnen, dann heißt das was. Nach dieser erfolgreichen Saison weiß ich, dass ich das Zeug dazu hab‘ und dass ich diesen Sport weitermachen werde“, sagt Kogler. Ziel sei es, so schnell wie möglich das Amateur-Level zu verlassen und die Profi karte zu lösen. Erfolge als Profi können Türen zu lukrativen Werbeverträgen, Sponsoren und Preisgeldern öff nen. Für Amateure ist Bodybuilding nämlich ein kostenintensives Hobby, müssen doch auch Reisen und Startgeld für Wettbewerbe aus eigener Tasche bezahlt werden, Preisgeld gibt es in der Amateurklasse keines.
Badeshorts & Glitzerbikini
Dass viele kein Verständnis für den Sport in der Badehose haben, von seinem Weg lässt er sich jedoch nicht abbringen. Unterstützung erhält der Kärntner – er ist auch „Mister Mai“ im Jungbauernkalender 2019 von seinen Eltern, die auf dem Sonnleitnhof in St. Urban (Simonhöhe) eine Buschenschank betreiben und von Freundin Sarah Maria Weber (21), die ebenfalls erfolgreiche Amateur-Bodybuilderin ist. Obwohl die beiden erst vor ein paar Monaten zueinander gefunden haben, gelten sie als Traumpaar der IFBB: „Wir sind die Newcomer, die alle Preise abräumen“, so Weber, gelernte Chemikerin aus der Steiermark, die sich für Bodybuilding-Bewerbe stilecht in Glitzerbikini und High Heels wirft. Und so leben Kogler und Weber ihre Bodybuilding- bedingte Körperbesessenheit in aller Harmonie. Auch die monatelange, beinharte Wettkampfdiät – „auf das Gramm abgewogener Reis und Gemüse, keine Essengehen, aber volles Training“ – vor einem Bühnenauftritt wird gemeinsam absolviert. Erfolge befeuern die Motivation: Beim Österreichischen Cup im September 2019 durften sich beide jeweils über Doppelgold freuen. Wie das gefeiert wurde? „Mit einem All you can eat-Buffet beim Chinesen“, lachen die Jung-Bodybuilder, die bald in Wien die erste gemeinsame Wohnung beziehen werden.
Erfolge
Josef Kogler tritt in der Bodybuilding-Klasse „Men’s Physique“ an. Hier wird ein Look gesucht und bewertet, der für Laien nach Extrem-Cornetto bzw. Beachboy de Luxe aussieht.
Koglers Erfolge 2019: Arnold Classic Europe, Barcelona: Gold/Junioren; Int. Österreichischer Cup: Doppelgold Junioren & Men‘s Physique; Nafplio Classic, Griechenland: Bronze/Junioren; International Grand Prix, Malta: Bronze/Men‘s Physique