People | 22.11.2016
Marina & the Kats
Marina & The Kats, das sind die Sängerin und Songwriterin Marina Zettl aus Graz, der Gitarrist Thomas Mauerhofer, gebürtig aus Weiz, und – seit dem Abgang von Jörg Haberl – der Bassist Peter Schönbauer. Die drei stehen derzeit wie keine andere heimische Band für den Swing der 30er-Jahre, umgesetzt in Nummern, die sie selbst schreiben und sowohl aktuell als auch recht persönlich betexten. Swing also – dabei war Marina Zettl in den letzten Jahren alles andere als eine Genre-Puristin. Unter den steirischen Jazzsängerinnen agierte sie mit ihren Mitmusikern immer besonders offen und undogmatisch. Ihre stilistisch zwischen Jazz, Pop, Liedermacher und Soul angesiedelten Nummern auf früheren CDs waren immer schon eingängig und dabei nie banal oder vorhersehbar. Mit dem Swing der 30er-Jahre ist die quirlige Zettl nun punktgenau bei ihrem „Ding“ angekommen. Wir haben Marina & The Kats zum Gespräch über die neue CD „Wild“ getroffen.
Die erste Marina & The Kats-CD, erschien 2015, hieß „Small“. Was ist an „Wild“ anders?
Marina Zettl: Ich glaube, wir sind schon etwas aus den Kinderschuhen, also den Swing-Kinderschuhen herausgewachsen. „Wild“ ist zwar schon mit einem zwinkernden Auge gemeint, aber die neue CD ist vom Stil her noch frecher, fröhlicher und burschikoser. Es geht ums Streiche-Spielen.
Thomas Mauerhofer: Verglichen mit der letzten CD ist die neue stilistisch einheitlicher. Wir haben alle Nummern in das traditionelle Swing-Gewand der 1930er Jahre gebracht. Die Texte sind unsere geblieben, d. h. sie sind doch recht persönlich.
In den 30er- und 40er-Jahren waren die Songtexte oft die einzige Form, Kritik auszusprechen. Sind eure Texte auch politisch?
Mauerhofer: Politisch nicht. Aber die Texte sind oftmals nicht so fröhlich wie die Musik es suggeriert. Es gibt im Swing einen Gegensatz zwischen der Musik und einer textlichen Tiefe. Das zu verbinden, ist die Kunst.
Zettl: Das schönste Kompliment nach einem Konzert ist es, wenn die Leute alle fröhlich und beschwingt sind und sagen: Das war schön und die Texte haben mich berührt.
Mauerhofer: Unterhalten und etwas mitgeben, das bleibt. Wenn beides funktioniert, ist das extra super.
Warum heißt ihr eigentlich Marina & The Kats?
Zettl: Jazz-Kats ist ein Ausdruck für jazzaffine Leute. Der Swing ist schon immer mit Katzen in Verbindung gebracht worden. Ich finde auch, dass der Charakter der Katze diese Art von Musik ideal beschreibt.
Ihr spielt 80 Konzerte pro Jahr und das in vielen Ländern Europas. Wie erklärt ihr euch, die ihr doch schon seit Jahren gemeinsam Musik macht, diesen plötzlichen Erfolg?
Zettl: Bei mir ist es definitiv so, dass es mehr von Herzen kommt als alles, was ich vorher gemacht habe. Die ein wenig freche, lockere Person, die ich bin, spiegelt sich in diesem Projekt ganz gut wider. Und die Leute haben das sofort verstanden.
Mauerhofer: Ich denke auch, dass das hier persönlicher gemeint ist. Es steckt mehr von Marinas Person darin. Die Musik ist weniger artifiziell, aber nicht weniger intellektuell. Im Gegenteil: Wir machen uns sehr viele Gedanken. Und auch, wenn jemand nicht auf Swing steht, findet er etwas, sei es die Attitüde, das Lebensgefühl oder die Texte.
Was auch auffällt, ist euer sehr stimmiges Outfit.
Mauerhofer: Ja, das nehmen wir tatsächlich genau. Das haben wir uns schneidern lassen nach originalen Schnittmustern aus der Mitte der 40er-Jahre. Unsere Schneiderin – Alexandra Goger – hatte stapelweise alte Zeitungen zuhause und hat darauf bestanden, nur Stoffe und Muster zu verwenden, die es damals schon gegeben hat.
Zettl: Diese Kappen, wie ich sie aufhabe, haben damals die Zeitungsjungen aus Sizilien getragen, die in Amerika gelandet waren. Und ein Hosengirl bin ich sowieso.
Besonders gut läuft es für euch in Deutschland …
Mauerhofer: Ja, da haben wir auf jeden Fall den Ausländerbonus. Die sind neugierig auf uns, und wir nützen das. Da haben uns Bilderbuch, Wanda etc. bestimmt ein wenig Aufwind beschert. Kunst und Kultur aus Österreich ist in Deutschland irrsinnig in. Die finden es total nett und interessant, dazu vielleicht etwas schrullig, wie wir reden.
Die neue CD hat optisch auch den Retro-Chic. Sind alle 16 Nummern Eigenkompositionen?
Zettl: Thomas und ich sind ein eingespieltes Songschreiber-Team und haben die meisten Nummern gemeinsam geschrieben. Dazu kommen zwei Covers und drei Stücke, die uns unser Produzent Gregor Schenker auf den Leib geschrieben hat. Er ist auch die unsichtbare Katze im Bunde, die im Hintergrund mitwerkt. Ihm verdanken wir auch den Ursprung der Idee zu Marina & The Kats.
CD-Tipp
„Wild“. Gute-Laune-Musik mit Charme, Witz und Eigensinn, die musikalisch exzellent umgesetzt ist. Bei so viel Swing hat der Winter Blues keine Chance. Still sitzen oder gar Trübsal blasen: geht nicht! Marina Zettls Stimme ist wie dafür geschaffen, diesem nostalgisch schicken, frechen und dabei glamourösen und manchmal liebestrunkenen Stil einen frischen Hauch zu geben. Absolute Empfehlung! ET: 4. November 2016.
Termine
• 26. November: Styrian Sounds, PPC Graz
• 28. Jänner 2017: Kiste, St. Stefan bei Stainz