Gaming-Standort Kärnten

Unternehmer wollen die Szene gezielt voranbringen

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Spiele gibt es schon so lange wie es die Menschheit selbst gibt. Sie boomen als reizvolle Freizeitbeschäftigung und besonders die Videospiele im Internet ziehen weltweit Millionen von Menschen an. So ist es kein Wunder, dass auch Österreich die Gaming-Szene weiter voranbringen und sich als Gaming-Standort etablieren möchte. Besonders in Kärnten gibt es hierzu einiges an Wachstumspotenzial. Zum einen bietet die Universität in Klagenfurt bereits seit fünf Jahren das Studium „Game Studies and Engineering“ an. Das Masterstudium richtet sich an alle, die von (Computer)-Spielen begeistert sind und wissen möchten, wie diese Spiele technisch aufgebaut werden. Gelernt wird neben Engineering auch kritisches Reflektieren. Die Uni Klagenfurt rechnet noch in diesem Jahr mit einer besonders großen Zahl an neuen Erstsemestern, da es so viele Bewerbungen gibt wie noch nie zuvor.

Zum anderen möchten drei Jungunternehmer zur Erweiterung der österreichischen Gaming-Szene beitragen. Sie haben das Spielestudio „Fire Totem Games“ mit Sitz in Kärnten gegründet, um von hier aus starke Impulse an die heimische Region weiterzugeben.

u_jrmjeviymr (CCO-Lizenz) / pixabay.com

Die Kärtner Gamingszene braucht Aufwind

Für wirtschaftliches Wachstum in der Gamingszene sorgt natürlich auch die iGaming Branche mit ihren vielen Online Casinos. Die Plattformen boomen und das angebotene Spiele Portfolio ist schier unermesslich groß.

Im Laufe der vergangenen Jahre wurden immer mehr Glücksspiel Anbieter durch weltweit angepasste Rechtsprechungen legalisiert, sodass sich stetig neue seriöse und lizenzierte Anbieter aus der ganzen Welt in der Gaming-Branche tummeln.

Wer sich auf unabhängigen Vergleichsportalen wie spielhallen.com über die Glücksspielanbieter informiert, erkennt, dass Österreich als Gaming-Standort in dieser wirtschaftlich stark boomenden Branche noch nicht optimal vertreten ist. Regionale Entwicklerstudios sollten sich daher auch an den Gaming-Trends der Online Casinos sowie an den Entwicklungen der Spiele- und Softwareindustrie orientieren, um langfristig vom starken Wachstum der Branche auch in Kärnten zu profitieren.

Erfolgreicher Studiengang soll den Standort stärken

Ziel des erfolgreichen Master-Studiengangs „Game Studies and Engineering“ an der Universität Klagenfurt ist, den Standort Kärnten mit Fachkräften zu stärken, um unter anderem so für die regionale Gaming-Branche neue Impulse zu setzen.

Die Studenten werden Schritt für Schritt durch den Studienplan geführt und mit den ästhetischen und narrativen Spiel-Aspekten und ihrer Geschichte vertraut gemacht. Des Weiteren werden technische Abläufe bei der Gaming-Produktion sowie verwendete Techniken und die verwendeten Tools vorgestellt und erlernt. Auch der Prozess der Entwicklung und Gestaltung von Spielen als komplexes System mit seinen unterschiedlichen Rollen und Kompetenzen sowie den ethischen Überlegungen und Fragen der Verantwortung wird den zukünftigen SpieleentwicklerInnen hier gelehrt.

Da sich Spiele recht schwer in Genres einordnen lassen, ist hier der geisteswissenschaftliche Blick auf die Formate umso spannender.

Fire Totem Games: Unternehmertrio will starke Impulse setzen

Im Jahr 2019 wurde mit Videospielen ein Umsatz von rund 146 Milliarden generiert. In der Gaming-Branche sind die Videospiele somit der umsatzstärkste Bereich aller Unterhaltungsindustrien (Statista 2020). Grund genug für drei Gamer und Jungunternehmer aus Kärnten dieses Wachstumspotenzial auch für die eigene Region zu nutzen, um die Szene noch weiter zu pushen. Sebastian Uitz (30, Projektmanager), Manuel Santner (32, 3-D Modelling)) und Michael Steinkellner (39, Music and Sound Effects)) gründeten das Spielestudio „Fire Totem Games“ mit Firmensitz in Kärnten.

Vernetzt haben sich die drei bei einer Game Jam, die regelmäßig in Klagenfurt stattfindet und deren Ziel es ist, an einem Wochenende Ideen für ein Spiel zu kreieren und im Anschluss ein Spiel zu entwickeln.

Mit ihrem PC-Spiel „A Webbing Journey“, das demnächst auf den Markt kommt und rund 15 Euro kosten soll,  waren sie auf der weltweiten Videospielmesse „Gamescom“ in Köln vertreten und ernteten dort ein äußerst erfolgreiches positives Feedback.

Im PC-Spiel „A Webbing Journey“  geht es um eine kleine Spinne, die auf Inseln herumreist, klettert und ihre Netze webt. Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes „Wholesome Game“, ein Spiel, das völlig ohne Gewalt oder Waffen auskommt und keinen Stress erzeugt, sondern beruhigt. Ein Spiel also, mit dem das Spielestudio „Fire Totem Games“ eine sehr breite Zielgruppe anspricht.

E-Sport aus Kärnten nimmt Fahrt auf

Auch in der E-Sport-Szene tut sich so einiges in Kärnten. Der beliebte digitale Sport gewinnt nicht nur weltweit an Aufmerksamkeit und wachsender Popularität, sondern auch in Österreich wächst und gedeiht die E-Sport-Szene.

Den Gaming- und E-Sport-Standort Kärnten will auch die CEGA (Carinthian Esports and Gaming Association) voranbringen. Es ist der erste E-Sport-Verein, der im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde. Seitdem werden in der Region regelmäßig Wettbewerbe, Turniere und Informations-Events veranstaltet. Außerdem können alle Interessierten an LAN-Partys im CEGA E-Sport Hub in Klagenfurt teilnehmen – ein regelrechter Hot Spot zum Daddeln für die Gamer-Community aus der Region.

In Österreich hat der E-Sport ohnehin bereits große Aufmerksamkeit durch seinen hohen Grad an Professionalisierung und Organisation erreicht. Seit der Gründung im Jahr 2007 ist auch der E-Sport-Verband Österreich (ESVÖ) im Einsatz, der den digitalen Sport im Land vorantreibt und die Interessen der Gamer vertritt. Kollektiv setzt er sich – auch gemeinsam mit CEGA – dafür ein, den digitalen Sport voranzutreiben.

Potenzial für eine starke Zukunft nutzen

Gaming und E-Sport haben beide das Potenzial für eine starke Zukunft. Was das Gaming anbelangt, so sieht der Klagenfurter Uni-Programmdirektor Felix Schniz für Kärnten in dem vorhandenen Studien-Angebot sehr gute Perspektiven für Spieleentwickler und nachfolgende Jobs.

Darin sieht auch Sebastian Uitz von „Fire Totem Games“ noch jede Menge Luft nach oben. Seiner Meinung nach finden Studenten oftmals keinen Praktikumsplatz, weshalb sie dann auch nicht in der näheren Umgebung arbeiten können und nach Graz, Wien oder ins Ausland gehen – obwohl das Netz der Ausbildungsstätten gut ausgebaut sei, aber die Wirtschaft hinterher hinkt.

„Fire Totem Games“ werden in naher Zukunft Praktikumsstellen in ihren Gaming-Studios anbieten. Doch wird es sicher nicht „nur“ bei Praktikumsstellen bleiben.

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